Die Stadtwerke Pforzheim (SWP) investieren weiter kräftig in den Glasfaserausbau. Erst vergangenen Monat wurde der Ausbau der Gemeinden Neuhausen und Tiefenbronn beschlossen. In den nächsten drei Jahren wird der regionale Energieversorger und Netzbetreiber rund zehn Millionen Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes investieren und bietet damit nicht nur Privathaushalten, sondern auch möglichen Gewerbekunden beste Voraussetzungen.
Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle steigern die Nachfrage
„Gerade in den letzten Monaten ist die Nachfrage nach Anschlüssen an das Glasfasernetz stark angestiegen“, erklärt Herbert Marquard, Geschäftsführer der SWP. Durch die Corona-bedingte Verschiebung hin zu Homeoffice und mobiler Arbeit arbeiteten immer mehr Menschen von Zuhause aus. Aber auch für Selbstständige im digitalen Sektor soll der Standort frei wählbar sein: „Freelancer, die auf eine stabile und schnelle Internetverbindung angewiesen sind, müssen nicht mehr nach Stuttgart, Frankfurt oder Berlin ziehen. Mit dem Anschluss an das Glasfasernetz bieten die SWP auch Freiberuflern die Möglichkeit, flexibel in der Heimat zu arbeiten“, ergänzt Marquard. Auch die gesteigerte Nachfrage an Streamingdiensten und die ebenfalls gestiegene Zahl der Endgeräte in den Haushalten sorge dafür, dass mehr Menschen sich für bessere Leitungen interessierten.
Neben den beschlossenen Ausbauaktionen in Neuhausen und Tiefenbronn haben die ersten Maßnahmen im Pforzheimer Süden begonnen. Nach einer Bürgerumfrage im vergangenen Herbst 2020, in der die SWP den Bedarf nach Glasfaser- und Gasanschlüssen der Bürger in den Ortsteilen abfragten, startet nun die Netzverdichtungsaktion in Huchenfeld und die Netzerweiterung in Würm.
Mit dem Ausbau und der Erweiterung der Netze soll nicht nur die Lebensqualität noch weiter gesteigert werden, sondern ebenfalls die Attraktivität der Ortsteile als Wirtschaftsstandorte.
Flächendeckender Breitbandausbau in Gewerbegebieten
Auch im Innenstadtbereich wird sich der Ausbau weiterentwickeln: Bis Ende 2026 soll knapp die Hälfte der Pforzheimer Haushalte einen Glasfaser-Anschluss bekommen. Dazu investieren die SWP mehrere Millionen Euro in die digitale Infrastruktur in der Stadt.
Bereits abgeschlossen ist der Glasfaserausbau in den Gewerbegebieten im Pforzheimer Norden, Südosten und Westen. Sowohl die Gewerbeflächen in Hohenäcker/Obsthof als auch im Brötzinger Tal und Altgefäll seien seit dem Herbst flächendeckend ans Glasfasernetz angebunden. Aber auch auf der Wilferdinger Höhe und in den Gewerbegebieten in Huchenfeld oder Büchenbronn sorgen die SWP bereits für blitzschnelle Datenübertragung mit flächendeckendem Glasfaserausbau. „Damit bieten wir den Unternehmen die nötige Bandbreite, um große Datenpakete mit großer Geschwindigkeit verschicken zu können“, konstatiert Kristian Kronenwetter, Abteilungsleiter Technische Services der SWP.
Mit dem strategischen Ausbau des Glasfasernetzes verfolge die SWP das Ziel, den Firmen in der Region die Möglichkeit zu bieten, neue Ideen zu entwickeln und international wettbewerbsfähig zu bleiben: „Der Ausbau des Glasfasernetzes in den Gewerbegebieten stärkt nicht nur die einzelnen Unternehmen, sondern den gesamten Wirtschaftsstandort Pforzheim“, unterstreicht Marquard.
Gerade sensible Firmendaten seien im Netz der SWP gut aufgehoben: Abgerundet wird das Angebot durch das eigens betriebene Datacenter in der Innenstadt. Dort können sich die Gewerbetreibenden unter optimalen Bedingungen beispielsweise eine eigene Lösung zur Auslagerung ihrer Backups schaffen. Im Fall der Fälle steht so das digitalisierte Knowhow unabhängig vom Firmenstandort weiterhin zur Verfügung.
Smarte neue Netze: IoT und LoRaWAN
Jedoch benötigen die automatisierten und digitalisierten Abläufe der Industrie 4.0 heute mehr als ein dickes Glasfaserkabel: Mit dem Long Range Wide Area Network stellen die SWP die nötige Infrastruktur bereit, ein IoT (Internet der Dinge) aufzubauen. Durch LoRaWAN können kleine Datenpakete energieeffizient über lange Strecken an einen zentralen Empfänger gefunkt werden. Mit Sendern versehene Sensoren können beispielsweise die Sauerstoffkonzentration in der Luft, die Geräuschkulisse oder die Helligkeit gemessen werden – nahezu alle für die Produktion notwendigen Parameter können dauerhaft gescreent und kontrolliert werden. Durch Funk stehen die einzelnen Sensoren im Kontakt mit dem Empfänger und bilden somit ein großes, internes Netzwerk – das Internet der Dinge. Die Daten können später auf einer benutzerfreundlichen Plattform überprüft und ausgelesen werden.
Mit den Empfängermasten am Standort Sandweg, dem Marktplatz in der Innenstadt und dem Wartbergturm können die SWP schon heute einen großen Bereich der Stadt Pforzheim abdecken. Weitere Masten sind in Kooperation mit der Stadtverwaltung in Planung.
„Mit dem Ausbau des LoRaWAN sind wir die Möglichmacher der Industrie 4.0 und der Smart City Pforzheim – denn eine smarte Stadt entsteht nur mit smarten Netzen“, erläutert Marquard.
Wie erfolgreich die Anwendungsmöglichkeiten des LoRaWAN in der Praxis sind, konnten die SWP bereits selbst anhand ihres Fernwärmenetzes feststellen: „Aktuell haben wir ein Pilotprojekt in unserem Fernwärmenetz gestartet. Verschiedene Sensoren geben Auskunft über Feuchteeinträge oder Leckagen im Kunststoffmantelrohrsystem, den Druck und die Temperatur im Inneren der Leitung oder die Luftfeuchtigkeit in Schächten. Damit sparen wir uns kosten- und personalintensive Leckagen-Suchen und langfristig Reparaturkosten. So können Schäden zielgenauer identifiziert und die Versorgung der Menschen mit Wärme optimiert werden. Langfristig wollen wir mit dem smarten Fernwärmenetz das erreichen, was unser grundlegendes Ziel ist: Eine möglichst hohe Versorgungssicherheit der Menschen in unserer Stadt und der Region“, verdeutlicht Marquard.